Boogie-Woogie

Boogie-Woogie
Boo|gie-Woo|gie 〈[bugiwụgi] m.; - od. -s, -s; Mus.〉 auf Jazz u. Blues beruhende Klavierspielweise, bei der mit der linken Hand rhythmische Bassfiguren ständig wiederholt werden [<amerikan. umg. boogie „Schwarzer“ + (dazu durch Reim gebildetes) woogie]

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Boo|gie-Woo|gie ['bʊgi'vʊgi ], der; -[s], -s [engl. boogie-woogie; H. u.]:
1. Klavierstil des Blues.
2. aus dem Boogie-Woogie (1) entwickelter Gesellschaftstanz.

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Boogie-Woogie
 
[amerikanisch, 'bugɪ'wugɪ], Bluespiano-Stil der Afroamerikaner, der Anfang des Jahrhunderts im amerikanischen Mittelwesten unter den Barrelhouse-Pianisten (Barrelhouse-Piano) aufkam, aber auch in St. Louis, Indianapolis und Louisville zu finden war, bevor er etwa ab 1910 mit der Massenwanderung der schwarzen Bevölkerung aus dem Süden in die Industriestädte des Nordens gelangte und dann in der zweiten Hälfte der Zwanzigerjahre vor allem in Chicago seine Blütezeit hatte. Die Bezeichnung Boogie-Woogie — ein Slangausdruck, dessen Herkunft und Bedeutung noch ungeklärt ist, aber wohl auf einen obszönen Hintersinn verweist — wurde erst Ende der Zwanzigerjahre gebräuchlich. Das erste Mal findet sie sich in diesem Zusammenhang 1928 in dem Titel »Pine Top's Boogie Woogie« des Pianisten Clarence »Pine Top« Smith (1904-1929). Davor hieß dieser Stil regional unterschiedlich Fast Western-Style, Juking oder Breakdown. Der Terminus Boogie war allerdings in der Tanzmusik, besonders in Texas, schon viel früher verbreitet, wo er als Titel, wie etwa in »That Syncopated Boogie-Boo« (Mayo/Lewis, 1912), ohne eine musikspezifische Bedeutung verwendet wurde.
 
Grundlage des Boogie-Woogie ist die zwölftaktige Standardform des Blues mit ihrer zyklischen Harmoniefolge (Bluesformel). Sein Aufbau ergibt sich aus improvisierter rhythmischer und mdischer Variationen auf der Harmoniefolge des Themas, dem ein perkussives Bass-Ostinato unterlegt ist. Im Unterschied zum Barrelhouse-Klavierstil, aus dem die Spielweise des Boogie-Woogie ursprünglich hervorgegangen war, ist der Bass hier aber in eine selbstständig bewegte Stimme verwandelt, ohne jedoch seinen perkussiven Charakter zu verlieren. Diese Walking Bass genannten Spielfiguren in der linken Hand des Pianisten können ostinat wiederholte gebrochene Akkorde, auf- und abwärts gleitende Skalen und Arpeggien, offene (ohne Terzen) Oktaven und Quinten sein, die als präzise Achtel gleichmäßig, triolisch oder punktiert gespielt werden. Notiert ist der Boogie-Woogie zwar im 4/4-Takt, hat aber eigentlich einen 8/8-Beat. Die Themen in der rechten Hand sind aus wiederholten, kurzen, stark rhythmisierten zwei- oder viertaktigen Intervall- bzw. Akkordfolgen zusammengesetzt.
 
Als Klavierstil ist der Boogie-Woogie wesentlich geprägt durch die Spieltechnik des Instruments. Sie verbindet die Tradition des Barrelhouse-Stils und des perkussiven Jig-Piano (Ragtime) mit einer Imitation der vokalen Blues-Intonation. So werden die Tasten des Instruments beim Boogie-Woogie-Spiel nicht in der herkömmlichen Weise angeschlagen, sondern angestoßen, um einen möglichst perkussiven Charakter der Töne zu erhalten. Ihre Verlängerung erfolgt durch Tremoli, Triller oder Repetitionen, wogegen das Pedal nur zur Markierung des Beat benutzt wird. Dirty Tones als charakteristische Eigenheiten der Blues-Intonation haben ihre pianistische Entsprechung im fast gleichzeitigen Anschlag zweier benachbarter Tasten, was zu unerwarteten Dissonanzen führt.
 
Zu Zentren des Boogie-Woogie wurden etwa ab 1925 Kansas City und vor allem Chicago, wo er in Pianisten wie Albert Ammons (1907-1949), Arthur Taylor (* 1903), Pete Johnson (1904-1967), Meade »Lux« Lewis (1905-1964) und Jimmy Yancey (1894-1951) seine bedeutendsten Vertreter hatte. Der Zusammenbruch des Schallplattenmarktes und die Massenentlassungen von Musikern während der Weltwirtschaftskrise ab 1929 brachten auch dem Boogie-Woogie ein schnelles, vorläufiges Ende, bis er auf Initiative des Produzenten John Henry Hammond (1910-1987) anlässlich eines im Dezember 1938 von ihm in der New Yorker Carnegie Hall veranstalteten Konzerts, das unter dem Titel »From Spirituals to Swing« auch die ehemals führenden Chicagoer Boogie-Woogie-Pianisten noch einmal der Öffentlichkeit vorstellte, wieder entdeckt wurde. Seine neugewonnene Popularität brachte ihn auch ins Repertoire der Tanzkapellen. Sie übertrugen ihn auf ihre Besetzungen und spielten ihn als reine Tanzmusik. Tommy Dorseys (1905-1956) Bigband-Bearbeitungen des Boogie-Woogie im Swingstil (Swing) lösten schließlich eine kommerzielle Tanzmusikmode aus, die von Orchestern wie den Bigbands von Will Bradley (* 1912), Freddie Slack (1910-1965) und Bob Zurke (1910-1944) getragen wurde und nach 1945 auch Europa erreichte. Dieser Modetanz hat mit dem ursprünglichen Klavierstil allerdings nur noch den Namen gemeinsam. Eine große Rolle spielte die Boogie-Woogie-Tradition dann für den Rhythm and Blues, über dessen Adaption sie bis in den Rock 'n' Roll hineinreicht.

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Boo|gie-Woo|gie ['bʊgi'vʊgi], der; -[s], -s [engl. boogie-woogie; H. u.]: 1. Klavierstil des Blues. 2. aus dem ↑Boogie-Woogie (1) entwickelter Gesellschaftstanz.

Universal-Lexikon. 2012.

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